Am 2. August erinnern wir an die Toten und Überlebenden des Völkermords an den Sinti und Roma während der NS-Herrschaft in Deutschland und im besetzten Europa. Das zentrale Gedenken wird u.a. von der seit 2010 stattfindenden Jugendgedenkveranstaltung DIKH HE NA BISTER begleitet. Das ist Romanes und bedeutet in der deutschen Sprache „Schau hin und vergiss nicht“.
„Niemals darf der nationalsozialistische Völkermord an einer halben Millionen Sinti und Roma in unserer Erinnerung verblassen! Um aufrichtig der Opfer von damals zu gedenken, müssen wir heute Antiziganismus sowie alle Formen von Menschenfeindlichkeit an der Wurzel bekämpfen“, sagt der Niedersächsische Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Deniz Kurku.
„Eine von Vorurteilen und Feindseligkeit geprägte Haltung gegenüber Sinti und Roma ist tief in der europäischen Geschichte verankert. Und auch Jahrzehnte nach 1945 wurde der rassistische Völkermord auf beschämende Art und Weise verleugnet. So ist der Nährboden dafür geschaffen worden, dass heute – 80 Jahre später – antiziganistische Stereotype in alarmierendem Ausmaß in unserer Gesellschaft verbreitet sind.
Vor dem Hintergrund des derzeitigen Rechtsrucks manifestieren sich diese Einstellungen mehr und mehr in Diskriminierung und Gewalt. Dem müssen wir uns vereint und mit aller Kraft entgegenstellen.“
Hintergrund
Am 2. August 1944 waren die letzten noch gefangen gehaltenen etwa 4.300 Sinti und Roma in den Gaskammern des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau ermordet worden. Aufgrund des Widerstandes der Häftlinge hatte die SS drei Monate zuvor die geplante Ermordung und die Auflösung des Lagers zunächst abbrechen müssen. Im Jahr 2015 benannte das Europaparlament den 2. August als offiziellen Gedenktag für den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma.
Einen umfassenden Überblick über das vorhandene Wissen zur Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus liefert das jüngst online gegangene und fortlaufend zu erweiternde Projekt „Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa. Überblick über das vorhandene Wissen zur Verfolgung und Ermordung der Sinti:ze und Rom:nja während Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg (1933–1945)“.
Antiziganistische Vorfälle und Straftaten bundesweit erfasst u.a. die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA). Informationen zu antiziganistische Einstellungen in der deutschen Bevölkerung finden sich u.a. in der Leipziger Autoritarismus Studie von 2022.